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Louise Johnson Fellow strebt einen weiten Blick an

„Physik hilft dabei, den eigenen Horizont zu weiten“, sagt Dr. Marina Rodio. Im Oktober ist die Gewinnerin des Louise Johnson Fellowships 2017 nach Hamburg gekommen, um in der Gruppe von Prof. Holger Lange an der Universität Hamburg zu arbeiten. In ihrer Forschung fokussiert Rodio auf die Synthese und Funktionalisierung von Nanomaterialien für die Analyse ultraschneller Dynamiken. Dabei führt sie ihre bislang erworbenen Fähigkeiten zusammen – das Design von Nanomaterialien mit Hilfe der organischen Chemie sowie die Laserablation in Flüssigkeiten -, um schließlich zur ultraschnellen Spektroskopie und Anwendungen der Katalyse zu kommen.

Dr. Marina Rodio glaubt, dass sich heutzutage mehr Frauen für Naturwissenschaften interessierten, da die Gesellschaft mehr und bessere Unterstützung biete. Foto: Thomas Vallbracht

Rodio wurde in Veglie geboren, einer Gemeinde in Süditalien. Schon früh interessierte sie sich für Mathematik, Physik, Biologie und Chemie: „Ich habe mich immer für das ‚Warum‘ interessiert. Warum können wir eine Farbe sehen, warum fällt etwas zu Boden? Oftmals ist die Antwort auf den ersten Blick nicht ersichtlich.“ Glücklicherweise unterstützen die Eltern ihren Wissensdurst, und auch die Lehrer am Gymnasium sowie ihre Freunde bestärkten sie, indem sie sich die Zeit nahmen, mit ihr über die Wissenschaft und zukünftige Projekte zu sprechen. Rodios erster Schritt war dann der Bachelor in Physik an der Universität von Salento. Danach entschied sie sich, von zu Hause wegzugehen und in Rom zu studieren: „Wenn man immer nur an einem Ort lebt, könnte das zu einer fixen Sichtweise auf Menschen und das Leben führen. Ich wollte in eine große Stadt ziehen, um mehr Möglichkeiten zu bekommen, neue Fähigkeiten aufzubauen und eine breit angelegte Vorstellung von meinem Leben zu entwickeln.“ Sie hatte den Eindruck, dass dieses Ziel durch ein Physik-Studium erreichen könnte – und der Wechsel nach Rom war der erste Schritt.

„Wer im akademischen Bereich arbeitet, muss flexibel sein“

Heutzutage seien mehr Frauen an Naturwissenschaften interessiert, da die Gesellschaft mehr und bessere Unterstützung biete, glaubt Rodio. Unternehmen könnten sogar ein stabiles Leben ermöglichen. Die entscheidende Frage für sie ist jedoch, ob auch mehr Frauen an einem akademischen Beruf interessiert sind. „Wer im akademischen Bereich arbeitet, muss flexibel sein. Internationale Erfahrung ist eines der Hauptkriterien in der Forschung; das bedeutet, dass man sein Privatleben und die Pläne für die Zukunft flexibel managen und offen gegenüber Neuem sein muss. Aber das trainiert auch, immer die guten Seiten des Lebens wahrzunehmen“, erläutert Rodio.

Nachdem sie den Master in (Bio) – Physik an der Universität La Sapienze in Rom abgeschlossen hatte, setzte sie ihre Ausbildung am Istituto Italiano di Tecnologia (IIT) in Genua fort. Durch ein Praktikum in der dortigen Abteilung für Nanochemie erhielt sie neues Wissen über die chemische Synthese von Nanomaterialien; der PhD in einem nanophysikalischen Laserlabor machte sie zur Expertin in Design und Charakterisierung von Nanomaterialien, Laserablation in Flüssigkeiten und Laseroptik. Als Postdoc in einer Forschungsgruppe zu Nanokohlenstoff arbeitete sie an den Funktionalitäten von Nanomaterialien in der Nass-Chemie; ein kurzer Forschungsaufenthalt am Institut für Pathologie in Bukarest ermöglichte Einblicke in die Biologie – speziell Zelllinienkulturen. „Ich bin wirklich ausgebildet im interdisziplinären Denken“, resümiert Rodio. „Jetzt möchte ich meinen gesamten Werdegang nutzen, um mich weiterzuentwickeln und neue Fähigkeiten und Kompetenzen zu erlangen.“

Perfekter Einstieg beim CUI-Jahrestreffen

Das CUI-Jahrestreffen in Hohwacht war eine der ersten Veranstaltungen, die sie besuchte. „Das war perfekt. Ich habe viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler getroffen und die anderen Louise Johnson Fellows. Ich habe CUIs Infrastruktur und die Forschung kennengelernt und habe insbesondere die Aufmerksamkeit und den Service, den CUI zur Unterstützung der Wissenschaftler anbietet, schätzen gelernt“, sagt Rodio. Außerdem freute sie sich über die Ratschläge der anderen Louise Johnson Fellows und deren Begeisterung über das Fellowship. „Das Projekt, das ich jetzt entwickle, soll neue Einblicke in die Mechanismen der molekularen Katalyse durch Nanopartikel bieten. Ich werde mein Bestes geben, um dieses Projekt zum Erfolg zu führen, und ich merke, dass CUI alle meine Anstrengungen unterstützen wird“, so Rodio.

In der Zwischenzeit genießt sie das Leben in Hamburg: „Die Stadt ist wirklich gut organisiert, Fahrpläne funktionieren, die Services sind gut, wie zum Beispiel der Fahrradverleih, die Flugverbindungen sind gut und die Stadt fühlt sich sehr sicher an.“ Sogar das Wetter fühle sich gar nicht so schlimm an, wenn man Vergleichsmöglichkeiten hat – eben einen weiten Blick. Text: Adler