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„Diese Karriere bietet sehr viel Freiheit“

Vergangene Woche ist Prof. Tanya Zelevinsky zu ihrem ersten Forschungsaufenthalt als Mildred Dresselhaus Junior Preisträgerin 2017 nach Hamburg gekommen. Zelevinsky ist assoziierte Professorin für atomare, molekulare und optische Physik an der Columbia University in New York, USA. Während ihres Aufenthalts in Hamburg sprach sie im Zentrum für optische Quantentechnologien zum Thema “High-precision physics and chemistry with ultracold molecules”, traf Kolleginnen und Kollegen ihres Fachgebiets – und gab Einblicke in ihr Leben als Mädchen in Sibirien und als junge Wissenschaftlerin in den USA.

Prof. Tanya Zelevinsky baute eine neues Forschungsgebiet an der Columbia Universität in New York auf. Foto: UHH/CUI, Adler

Eine Reise nach New Mexico veränderte vieles für Tanya Zelevinsky. Sie war Studentin am Massachusetts  Institute of Technology (MIT) in Cambridge, USA, als sie die Gelegenheit bekam, eine Sommerschule zum Thema Atomphysik in Los Alamos zu besuchen. „Ich habe es sehr genossen, dass nur zwei oder drei Forschende an einem Experiment arbeiteten und dass man das gesamte Projekt erfahren und verstehen konnte“, erinnert sich Zelevinsky an diesen wichtigen Moment in ihrer Karriere.

Zu diesem Zeitpunkt hatte Zelevinsky schon eine weite Reise hinter sich. Aufgewachsen in Sibirien, an einem ruhigen Ort inmitten der Natur, in dem sich vieles um Wissenschaft drehte, wurde sie schon frühzeitig mit dem wissenschaftlichen Leben vertraut.  Als Physiker und Ingenieurin waren beide Eltern Teil dieser Gemeinschaft. „Man absorbiert die Familienkultur und bekommt eine positive Grundeinstellung zur Wissenschaft. Die Einzelheiten habe ich damals nicht verstanden, aber es hat dazu geführt, dass ich nicht eingeschüchtert wurde“, erklärt sie ihre Gefühle damals.

Hartnäckigkeit wurde Teil ihres Arbeitsethos

Als die Familie in die USA emigrierte, wurde das Leben für einige Jahre schwieriger. Tanya musste ihren Platz an einer amerikanischen Highschool finden und sich an die Kultur anpassen. Gleichzeitig war ihr da schon gewusst, dass sie sich mit einer präzisen Wissenschaft wie Mathematik würde befassen wollen, und sie jubilierte, als sie am MIT angenommen wurde: „Ich war so froh, dort zu sein und von Menschen umgeben zu sein, die für Wissenschaft brennen.“ Nach dem Examen in Mathematik und Physik schrieb sie sich für ein Promotionsprogramm an der Harvard Universität ein. Allerdings zählte  ihr Experiment nicht zum Hauptinteressensgebiet ihres Betreuers, so dass sie vieles alleine herausfinden musste. Das war sehr herausfordernd, langfristig hat es sie jedoch gestärkt. „Festzustellen, dass das Projekt hauptsächlich an mir hing, war schon etwas einschüchternd“, erinnert sich Zelevinsky. So wurde die Hartnäckigkeit Teil ihres Arbeitsethos.

Im Alter von 26 Jahren zog Tanya Zelevinsky weiter nach Boulder, Colorado. Sie genoss die schöne und intellektuell stimulierende Umgebung und lernte, wie wertvoll es sein kann,  in einer großen Gruppe zu arbeiten – und ein wissenschaftliches Risiko einzugehen. Zelevinsky: „Wenn man kreativ genug ist, kommen immer ein paar Ideen dabei heraus. Das funktioniert aber nur in einer Umgebung, in der man sich frei genug fühlt, ein Risiko einzugehen.“

Sie hatte längst gelernt, Herausforderungen zu meistern

Nachdem sie ihren Postdoc abgeschlossen hatte, verließ Tanya Zelevinsky Boulder, um an der Columbia Universität in New York ein neues Fachgebiet aufzubauen. Im selben Jahr wurde ihr Sohn geboren –  doch sie hatte längst gelernt, Herausforderungen zu meistern. An der Columbia gab es zu diesem Zeitpunkt noch kein Programm für Atomphysik und es war ihre Aufgabe, die Universität für diese Art Forschung auf die Landkarte zu setzen.  Zelevinsky kümmerte sich um ihr Baby, baute das erste Labor auf und stellte Studierende ein. Es gab keine Kollegen, mit denen sie sich hätte austauschen können, gleichzeitig waren die Erwartungen an sie sehr hoch. 2012 wurde ihr Tochter geboren. „Ich musste es Tag für Tag angehen und langsam machen. Jetzt entwickelt sich alles so, wie ich es mir erhofft hatte“, freut sich die Wissenschaftlerin. Die Aussicht, weitere Kollegen anzustellen, sorgte für zusätzliche Verbesserungen.

Heute ist Tanya Zelevinsky zufrieden mit dem, was sie und ihr Team bislang erreicht haben. Für die Zukunft hofft sie auf weitere Möglichkeiten, neue Richtungen auszuprobieren. Ihr Gebiet ist die Erforschung der grundlegenden Naturgesetze mit Hilfe der atomaren und molekularen Physik. Zelevinsky: „Diese Karriere bietet sehr viel Freiheit“.

Text: CUI, Ingeborg Adler