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Starre Rollen und wie es vielfältiger geht

Gemeinsame deutsch-englische Veranstaltung von CUI, DESY-GB und PIER beleuchtete das Thema Stereotype und Vorurteile aus unterschiedlichen Perspektiven.

Die Sozialpsychologin Prof. Juliane Degner ist Expertin für Stereotype und Vorurteile. Foto: DESY/Marta Mayer

Stereotype sind ein großes Hindernis für die gleichberechtigte gesellschaftliche Entwicklung. Schon in den 70er Jahren wunderten sich die Verantwortlichen beim Bostoner Symphonieorchester, warum im Orchester fast nur Männer sitzen – obwohl Frauen ihre Instrumente doch genauso gut spielen können. Seit bei der Bewerbung alle hinter einem Vorhang spielen müssen, der Dirigent also nicht mehr sehen kann, ob eine Frau oder ein Mann spielt, zogen viel mehr Frauen ins Orchester ein.

Das Orchester war eines von vielen Beispielen, mit denen Prof. Juliane Degner von der Universität Hamburg belegte, wie sehr unser Handeln von Geschlechterstereotypen bestimmt wird– ohne dass wir es merken. Die Professorin für Sozialpsychologie war als Expertin zu der von CUI, DESY-GB und PIER organisierten Veranstaltung zum Thema Stereotype und Vorurteile eingeladen. Die Kernfrage: Spielen Stereotype und Vorurteile sowohl in der Gesellschaft allgemein als auch im Berufsleben eine Rolle?

„Wir sind umgeben von Stereotypen“

Unser Gehirn speichert permanent soziale Informationen, auch Informationen über bestimmte Gruppen. Degner: „Wir sind umgeben von Stereotypen.“ Diverse Mini-Experimente, mit denen die Expertin das Publikum in ihren Vortrag einbezog, ließen erahnen, wie sehr jeder Mensch geprägt ist. Stereotype zu unterdrücken, sei jedoch nicht sinnvoll, da der Gedanke verstärkt zurückkomme. Degner empfahl hingegen, sich seiner Stereotype immer wieder bewusst zu werden. Zudem plädierte sie dafür, einzelne Personen von der Verantwortung zu befreien und anstelle dessen zum Beispiel anonymisierte Bewerbungsprozesse durchzuführen.

„Wir stellen fest, dass Arbeitsgruppen, die divers aufgestellt sind, wesentlicher effizienter arbeiten als andere Arbeitsgruppen“, sagte Prof. Helmut Dosch. Der Vorsitzende des DESY-Direktoriums begrüßte das Publikum per Video-Konferenz und betonte, wie wichtig es im Werben um Talente sei, Menschen unabhängig von ihrer Hautfarbe, ihrer Nation und ihrem Geschlecht zu rekrutieren. Zugewiesene Rollen seien dabei ein Problem.

Prof. Heinrich Graener, Dekan der MIN-Fakultät der Universität Hamburg, fügte in seinem Grußwort eine weitere Perspektive hinzu: Ihn ärgere es sehr,  wenn Veranstaltungen zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie überwiegend von Frauen besucht würden. Gleichzeitig räumte er ein, wie sehr er selbst dem typischen Bild eines Wissenschaftlers entspreche.

Dr. Stevie Meriel Schmiedel legte ihr Augenmerk im Anschluss verstärkt auf frauenfeindliche Rollenbilder in der Werbung.  Schmiedel ist Geschäftsführerin von Pinkstinks, einer Protest- und Bildungsorganisation gegen Sexismus und Homophobie. Ihr Ziel ist es, auf starre Geschlechterrollen in Medien und Werbung aufmerksam zu machen und zu zeigen, dass es vielfältiger geht. Text: CUI, Ingeborg Adler