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„Das Fellowship hat mir das Vertrauen gegeben, dass ich meine Ziele erreichen kann!“

In Indien, glaubt Dr. Rashmi Singla, interessierten sich junge Leute eher für Ingenieurwissenschaften. Für die Louise Johnson Stipendiatin aus dem Norden des Subkontinents stand aber früh fest, dass sie sich mit Physik befassen möchte.

Schon zur Schulzeit führte Singla zu Hause Experimente durch und machte ihren Bachelor in einem kombinierten Studiengang aus Physik, Chemie und Mathematik. Mit dem Abschluss in der Tasche fing sie an, Oberstufenschülerinnen- und schüler zu unterrichten und ihr erstes Geld zu verdienen. „Das war ein tolles Gefühl, denn es brachte mir ein wenig Unabhängigkeit“, sagt die Wissenschaftlerin. Ihren Eltern sei Bildung immer sehr wichtig gewesen und sie seien offen für die Interessen ihrer Tochter gewesen – wenn sie dadurch unabhängig würde, so das Credo der Eltern.

Dr. Rashmi Singla forscht an einer sehr anspruchsvollen Technik für table-top Experimente. Foto: Adler

Singla machten ihren Master in Physik am Indian Institute of Technology Roorkee und verbrachte zwei Monate an der Universität Freiburg in der Schweiz. „Ich war das erste Mal in Europa und das hat mich komplett geöffnet; meine Sichtweise auf die Wissenschaft, auf die Gesellschaft und auf ein unabhängiges Leben wurde enorm erweitert. Danach habe ich mich entschieden, in Europa zu promovieren“, erzählt die Physikerin. Ihre erste Bewerbung ging an Prof. Andrea Cavalleri vom heutigen Max-Planck-Institut für Struktur und Dynamik der Materie, der sie prompt nach Hamburg holte. Er war es auch, der ihr riet, nach der fünfjährigen Promotionszeit als Postdoc in die USA zu gehen, um den Blick auf die Wissenschaft noch mehr zu weiten.

Hart umkämpftes Fellowship

Mittlerweile hatte Singla aber einen in Hamburg lebenden indischen Wissenschaftler geheiratet, so dass sie sich nach einem Jahr als Postdoc an der University of California San Diego für das von CUI ausgeschriebene Louise Johnson Fellowship in Hamburg bewarb. „Ich war überrascht, als ich es tatsächlich bekam, denn ich wusste, wie angesehen und wie hart umkämpft das Fellowship ist. Ausgewählt zu werden hat mir sehr viel Selbstbewusstsein gegeben“, betont die Wissenschaftlerin. Der Bahrenfeld Campus sei ein idealer Ort für den Postdoc, da hier sehr viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus unterschiedlichen Forschungsfeldern arbeiten, mit denen man sich permanent austauschen könne. „Ich wusste also, dass ich hier wissenschaftlich wachsen und viele Menschen zum Reden und Problemlösen treffen kann“, beschreibt sie ihre Erwartungen an die Zeit bei CUI, die sie in der Gruppe von Prof. Adrian L. Cavalieri (MPSD) verbringt. In dessen Labor werden Laserpulse im extremen ultravioletten Bereich (XUV) erzeugt und für die zeitaufgelöste Photoemissionsspektroskopie der inneren Elektronen genutzt. Sie ergänzt die Technik, welche Singla schon während ihrer Doktorarbeit nutzte.

Sehr anspruchsvolles Projekt

Seit sechs Monaten forscht Singla nun bei CUI an einem technisch sehr anspruchsvollen Projekt: Ihr Ziel ist es, eine Quelle für kompakte Aufbauten zu entwickeln, die einfach und schnell in den Laboren installiert werden können (engl. table-top). Diese Lichtquelle soll die Untersuchung der Dynamik der Elektronen und Gitter in einem Festkörper mit einer Zeitauflösung von weniger als 5 Femtosekunden bei einer hohen Energieauflösung von weniger als 1 Elektronvolt ermöglichen. Mit dieser Auflösung ist es möglich die Eigenschaften der Elektronen der inneren Schalen in korrelierten Systemen sichtbar zu machen. Singla: „Wir machen Fortschritte, aber es ist ein sehr schwieriges Projekt, für das ich und mein Supervisor sehr viel Zeit im Labor verbringen. Das ist manchmal ganz schön herausfordernd, aber Professor Adrian Cavalieri weiß sehr viel und gibt mir immer wieder die Chance, mehr zu lernen, insbesondere über die Technik.“

Singlas Pläne für die Zukunft stehen fest: „Ich hoffe, dass ich mein ganzes Leben lang forschen und einen Beitrag zur Physik leisten kann.“ Die Forschungsleistungen der verstorbenen Louise Johnson hätten sie sehr inspiriert und das nach der berühmten Kristallographin benannte Fellowship habe ihr das nötige Vertrauen gegeben, ihre Ziele verfolgen zu können – eines Tages vielleicht auch in Indien, um die Beiträge von Frauen in der Wissenschaft voranzutreiben. Einmal im Jahr reist sie dorthin, aber wenn sie in Deutschland ist, vermisst sie Indien nicht – genauso wenig Deutschland in Indien. Singla: „Es fällt mir leicht, mich an einem Ort einzufinden. Ich bin einfach da.“