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Spitzenforschung – aber in einem freundlichen und unterstützenden Klima

Prof. Roseanne Sensions Ankunft in Hamburg war stürmisch – ihr Flugzeug näherte sich bereits der Landebahn, als der Flughafen wegen heftigen Windes geschlossen wurde. Aufgewachsen in Minnesota, sind dramatische Wetterbedingungen Roseanne Sension  allerdings nicht fremd. Und schließlich hatte sie einen angenehmen Grund für den Aufenthalt in Hamburg: Während des CUI Neujahrsempfangs wurde sie mit dem Mildred Dresselhaus Award 2014 ausgezeichnet, der ein persönliches Preisgeld von 20.000 Euro für eine erfahrene Wissenschaftlerin beinhaltet. Außerdem ist der Preis mit einem Gastprofessorinnenprogramm kombiniert, das Forschungs- und Lehraufenthalte am CUI für bis zu sechs Monate unterstützt. Derzeit plant Prof. Sension ihre Rückkehr im Sommer, um mit Prof. R. J. Dwayne Miller und seiner Gruppe zu arbeiten.

 

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Prof. Roseanne Sensions Forschungsarbeit passt exakt zur CUI-Forschung. Foto: CUI

Ziel des Mildred Dresselhaus Awards ist es, neue Kontakte zu knüpfen  und die Grundlage für fruchtbare Zusammenarbeit zu schaffen. Weiterhin zieht der Award internationale weibliche Vorbilder der Naturwissenschaften nach Hamburg. Prof. Roseanne Sension ist mit Sicherheit solch ein Vorbild. Sie ist in Minnesota in einer Familie aufgewachsen, in der höhere Bildung schon zu einer Zeit geschätzt wurde, da Naturwissenschaften noch keine sehr verbreitete Option für junge Frauen waren. „Es wurde von uns erwartet,  dass wir aufs College gehen und niemand hat je gesagt, ich könne keine Naturwissenschaft studieren“, erinnert sich Roseanne Sension. Und so ging sie aufs Bethel College, ein kleines College in St. Paul, zunächst mit der Absicht, Medizin zu studieren, doch dann entdeckte sie ihr Interesse für Mathematik und Physik. 1986 erlangte sie ihren Doktorgrad in Physikalischer Chemie an der Universität von Berkley in Kalifornien. „Was mich fasziniert hat, war die Möglichkeit, Physik und Chemie zusammenzubringen, um herauszufinden, wie Sachen funktionieren, warum sie funktionieren und wie sie biologische Systeme beeinflussen.“ Und sie mochte sowohl theoretische als auch experimentelle Arbeit: „Es hat mich schon immer fasziniert, komplizierte Maschinen zu bauen.“ Schließlich wurde ihr bewusst, dass ihr die Forschung lag und dass sie Professorin werden wollte.

Es hat sich alles drastisch verändert

Roseanne Sension experimentierte dann drei Jahre an der Universität von Oregon mit molekularer Spektroskopie und arbeitete weitere drei Jahre an der Universität von Pennsylvania mit ultraschneller Spektroskopie. 1992 siedelte sie an die Universität von Michigan um und verwirklichte ihre beruflichen Ziele. Sie wurde 1999 die zweite Professorin in ihrem Fachbereich und habilitierte 2007. „Es hat sich alles drastisch verändert, seit ich angefangen habe“, erinnert sie sich. Dank neuer Strukturen in der Ausbildung und veränderter Erwartungshaltungen während der letzten 50 Jahre beträgt der Anteil der Frauen an der Professorenschaft heute etwa 25 Prozent. Die Universität von Michigan habe bewusst Maßnahmen ergriffen, um für einen vielfältigen Lehrkörper offen zu stehen. „Rein rechtlich können wir keine bestimmte Gruppe bevorzugen, darum haben wir uns sehr bemüht, ein angenehmes Klima herzustellen und jeden zu unterstützen“, erklärt die Universitätsprofessorin.

Wichtige Veränderungen hätten sich auch ergeben, als die Art und Weise, wie junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler betreut werden, reguliert wurde. Heute erhält jeder formelle Gruppen- und Einzelberatung. „Dadurch wird das Spielfeld für jeden geebnet“, sagt Prof. Sension. Ihr Rat, wenn junge Leute zu ihr kommen und fragen, wie man eine Karriere in der Wissenschaft anstrebt und Professorin wird: Verfolge deine Interessen, unterschätze dich nicht und nimm die Skepsis anderer nicht zu ernst.

Die Arbeit von Prof. Roseanne Sension passt perfekt in die CUI Forschung. Seit vielen Jahren arbeitet sie mit Femtosekunden-Laserpulsen, um Ringöffnungsreaktionen von Vitamin D zu analysieren. In Hamburg plant sie, angeregte elektronische Zustände zu beobachten und Experimente durchzuführen mit Systemen, die mit der Ringöffnungsreaktion verwandt sind. „Ich möchte sehen, was mit den Instrumenten hier möglich ist. Das ist wegbereitend: Ich freue mich auf direkte Informationen über die Struktur eines Moleküls, während es reagiert. Am Ende werden wir das alles zusammenziehen – unsere Experimente in Michigan, an der LCLS in Kalifornien und hier in Hamburg – und sehen, ob unsere Vorstellungen darüber, wie die Reaktion abläuft, bestätigt oder widerlegt werden.“