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Kind und Karriere – Utopie oder Realität?

„Glückliche Wissenschaftler, sind gute Wissenschaftler“, so Claudia Leopold, Vizepräsidentin der Universität Hamburg in ihrem Grußwort zur Veranstaltung „Scientific Career and Parenthood“. Zum Glück der Wissenschaftler tragen nicht nur exzellente Forschungsbedingungen bei, sondern auch gute Rahmenbedingungen, die es ermöglichen, Kinder und Familie mit der wissenschaftlichen Karriere zu vereinbaren – ohne schlechtes Gewissen.

Circa 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren der Einladung von CUI, CliSAP und dem SFB 676 – in Kooperation mit dem Familienbüro der Uni Hamburg gefolgt – um Fragen der Vereinbarkeit von wissenschaftlichen Karrieren in der Spitzenforschung mit Familie und Familienplanung zu diskutieren. Ein Diskussionsbedarf, der bei Frauen und Männern gleichermaßen besteht, denn auch an der inzwischen zweiten Auflage des Informationsabends nahmen fast ebenso viele Männer wie Frauen teil. Am Anfang der Veranstaltung standen die rechtlichen Rahmenbedingungen, die von den Referentinnen Irina Haan vom Personalbereich der Universität(Präsentation hier) und Yvonne Umhey (Präsentation hier) von der DESY-Rechtsabteilung. Für einige der internationalen Gäste war es offenbar das erste Mal, dass sie sich aktiv mit deutschem Recht befassten. Oftmals scheitere es einfach an der Sprachbarriere – ein Hindernis, das an diesem Abend nicht bestand. Informationen zur rechtlichen Basis, praktische Tipps und konkrete Handlungsanweisungen zum Thema Elternzeit wurden auf Englisch vermittelt. Der Hinweis auf die Unumgänglichkeit der frühzeitigen Absprache mit dem Arbeitsgruppenleiter und der Personalabteilung stand dabei genauso im Mittelpunkt, wie der Verweis auf flexible Aufteilungsmodelle. Elternzeit lässt durch die Möglichkeit der Aufteilung unter beiden Elternteilen und der Nutzung verschiedener Arbeitszeitmodelle durchaus Raum für individuelle Lösungen.

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Die Podiumsteilnehmer (v.l.): Prof. Johannes Haller, Jun.-Prof. Johanna Baehr, Dr. Melanie Schnell und Prof. Michael Köhl. Foto: UHH, RRZ/MCC Arvid Mentz

Das bestätigten auch die die vier Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von CliSAP, CUI und dem SFB 676, selber Eltern von Kindern zwischen 0 und 18 Jahren. In der anschließenden Podiumsdiskussion stellten sie ihre ganz persönlichen Strategien und Erfahrungen im Management von Karriere und Familie vor. Es gebe dabei kein Patentrezept, sondern nur individuelle Lösungen, so der Konsens. Raum für allgemeine Hinweise gab es dennoch: Prof. Johannes Haller riet besonders den männlichen Anwesenden: „Nehmen Sie Elternzeit. Es hilft Ihnen, Ihrer Familie und letztlich auch der Gesellschaft.“ Eine Entscheidung, die neben der Klärung rechtlicher Bedingungen immer auch Mut bedarf. Denn mit der neuen Rolle als Elternteil und als Wissenschaftler ergeben sich neue, manchmal auch schwierige Herausforderungen – aber eben auch Chancen. Junior Professorin und Mutter, Johanna Baehr (CliSAP) dazu: „Seit ich Kinder habe, hat sich eine echte Work-Life-Balance eingestellt. Vorher habe ich oft noch ein oder zwei Stunden abends drangehängt, mit Kindern kommt es normalerweise nicht in Frage eine Stunde später zu gehen.“

Mehr Akzeptanz und neue Herausforderungen

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Die Veranstaltung stieß auf reges Interesse. Foto: UHH, RRZ/MCC Arvid Mentz.

Akzeptanz war eines der Stichwörter, das bei der anschließenden Diskussion mit dem Publikum oft fiel, denn nicht immer werde die Forderung nach Elternzeit von Wissenschaftlern begrüßt. „Wie kommunizieren wir unsere Wünsche oder was machen wir bei Unverständnis des Vorgesetzten?“, war nur eine der Fragen aus dem Publikum, der sich Dr. Melanie Schnell (CUI), selber Gruppenleiterin und Mutter zweier Kinder, in der Diskussion stellte. „Mir ist es wichtig meinen Kollegen zu zeigen dass mir neben ihrer Forschung und Arbeit auch ihre persönlichen Bedürfnisse ein Anliegen sind“. Eine Managementaufgabe, die besonders auch in der Spitzenforschung immer mehr an Bedeutung gewinnt. Veranstaltungen wie diese stellen sich dieser Herausforderung, denn es brauche einen Lernprozess der Institution und ihrer Mitglieder auf allen Ebenen der Hierarchie, und nicht nur der „direkt Betroffenen“, so eine Anmerkung aus dem Publikum. „Gerade die offene Diskussion zum Ausklang des Abends hat gezeigt, wie wichtig es ist, den offenen und ehrlichen Dialog über Vereinbarkeit von Familie und Spitzenforschung auch außerhalb der Labore und Büros zu motivieren. Das hat die Veranstaltung klasse abgerundet“, so Marie Lutz, Referentin für Gleichstellung am CUI.

 

Weitere Informationen finden Sie hier: Ten steps to parental leave at UHH und Wissenschaftszeitvertragsgesetz