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Wenn nur noch Zahlen die Qualität bestimmen

„Die Zeiten ruhiger Gelehrter sind vorbei“, sagt Prof. Louise Morley, Direktorin des „Centre for Higher Education & Equity Research“ (CHEER) an der University of Sussex. Schuld an der fatalen Entwicklung sei die Ökonomisierung ganzer gesellschaftlicher Bereiche, die auch vor der Wissenschaft nicht Halt mache, so die Erziehungswissenschaftlerin.

Erstmals hatten CUI, SFB 676, PIER sowie die Kooperationspartner RTG 1670, EMBL, CSSB und SFB 925 im Rahmen der Women’s Career Days zu einer Abendveranstaltung mit Gastvortrag ins Center for Free-Electron Laser Science (CFEL) eingeladen, der die Wissenschaft in einen größeren gesellschaftlichen Zusammenhang stellte.

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Prof. Lousie Morley, University of Sussex

Unter dem Titel “Gender, Neo-Liberalismus und Forschung in der globalen Wissensgesellschaft“ skizzierte Morley die Auswirkungen des Neo-Liberalismus: In dieser normativen Kultur werde gemessen, bewertet und in Zahlen ausgedrückt mit dem Ziel der Wertsteigerung. Morley: „Wir betrachten uns selbst als Investments. Die Frage, ob der Einzelne dieser Sichtweise zustimmt, stellt sich nicht, denn es geht um Funding.“ Der Neo-Liberalismus belohne Menschen oder zerstöre sie und spiele so mit ihren Emotionen. Am Ende gebe es nur Gewinner oder Verlierer. „Die Frage ist jetzt“, so Morley, „stimmt diese Aufteilung auch mit einer Geschlechter-Aufteilung überein?“

Die provokativen Thesen der Wissenschaftlerin stimmten nachdenklich. Denn gerade die naturwissenschaftliche Forschung an hochmodernen Anlagen benötigt große Geldsummen, wie eine Zuhörerin anmerkte. Kollaborationen seien eine gute Lösung, bestätigte Morley – mit dem Wissen, dass auch das Networking Gender-Prinzipien unterliege. „Wir hoffen, dass wir mit Vorträgen dieser Art das Bewusstsein für versteckte Mechanismen wecken können“, sagt CUI-Gleichstellungsreferentin Marie Lutz, die den Abend moderierte.

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Das Organisationsteam des Women’s Career Day (von links): Marie Lutz (CUI), Wiebke Kircheisen (SFB 676) und Mirko Siemssen (PIER). Foto: CUI, Adler

Der Schwerpunkt dieser dritten Women’s Career Days lag darüber hinaus wieder auf der Vermittlung ganz praktischer Fähigkeiten. Die Themen reichten vom Projektmanagement über Selbstmarketing für Frauen bis hin zu Zeitmanagement in der wissenschaftlichen Forschung und Leadership Training „Die Tatsache, dass alle Workshops schon frühzeitig ausgebucht waren, zeigt deutlich, wie relevant diese Themen gerade für unsere Zielgruppe sind. Besonders freut mich auch, dass der Women’s Career Day dieses Jahr mit 14 Nationen bei 36 Teilnehmerinnen widerspiegelt, wie international unsere Forschungsgruppen sind“, sagt Wiebke Kircheisen, Geschäftsführerin des Sonderforschungsbereich „Particles Strings and the Early Universe“ (SFB 676). Und Mirko Siemssen, Koordinator bei PIER, der strategischen Partnerschaft zwischen der Universität Hamburg und DESY, ergänzt: „Wenn es uns weiterhin gelingt, auf die individuellen Bedürfnisse einzugehen und gleichzeitig den gesellschaftlichen Zusammenhang in den Fokus zu nehmen, sind wir hier in Bahrenfeld auf einem guten Weg.“

Video des Vortrags bei lecture2go