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Preisträgerin vertraut auf ihr Bauchgefühl

Dr. Friederike Ernst hatte keine Vorbilder für eine Karriere in den Naturwissenschaften – zumindest nicht in der Familie. Sie hörte immer wieder auf ihr Bauchgefühl und entschied sich für Optionen, die interessant klangen und Spaß machten. So entwickelte sie sich zu einer multidisziplinären internationalen Wissenschaftlerin: Nach Stationen in London, Berlin, New York und Stanford forscht die 30-Jährige jetzt als Junior Mildred Dresselhaus Preisträgerin 2016 in Hamburg an nanoskaligen Systemen, zur Zeit an Depolarisationsmechanismen in zweidimensionalen Materialien. Anlässlich der Preisverleihung beim CUI-Neujahrsempfang gab Friederike Ernst Einblicke in ihre Karriere.

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Seit Anfang des Jahres forscht Dr. Friederike Ernst als Gastprofesorin am CUI. Foto: CUI, Adler

„Ich bin sehr gut damit gefahren, auf mein Bauchgefühl zu achten“, sagt Friederike Ernst. Aus einer Laune heraus habe sie sich nach dem Abitur in Bonn für ein Biologiestudium in London beworben. Die Nassbiologie lag ihr nicht so, dafür aber Computational Neuroscience, Forschung am Gehirn. Dabei beobachtete sie, wie Mathematiker und Physiker Modelle vom Gehirn erstellten und beschloss: „Das möchte ich auch können“. Denn nicht nur der Prozess habe Spaß gemacht, sondern auch der Gedanke, was man damit erreichen könne.

So machte Friederike Ernst ihr Diplom in Physik an der Humboldt Universität in Berlin und hörte schließlich von einer Professorin, die an der Freien Universität Berlin über kohlenstoffbasierte Nanostrukturen forschte. Das Gebiet war ihr fremd, aber es klang interessant, so dass sie Kontakt zu Prof. Stephanie Reich aufnahmen – einer enthusiastischen Wissenschaftlerin, die ihr schließlich eine Stelle als Doktorandin anbot. „Eigentlich ist fast alles interessant, wenn man sich damit auseinandersetzt“, sagt Friederike Ernst. Sie promovierte drei Jahre in einer „sehr schönen Gruppe mit sehr guten Ergebnissen“ und besuchte viele Konferenzen. Dabei profitierte sie von den guten Kontakten ihrer Professorin, die zuvor am Massachusetts Institute of Technology (MIT) geforscht hatte.

Leopoldina-Postdoc-Stipendium

Nach ihrer Promotion im Jahr 2013 wechselte Friederike Ernst an die Columbia University in New York, um in den Gruppen von Prof. Tony Heinz und Prof. James Hone an Nanoröhren zu arbeiten. 2014 erhielt sie ein dreijähriges Postdoc-Stipendium der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina zur Forschung an zweidimensionalen Nanostrukturen. Als Tony Heinz 2015 mit seiner Gruppe nach Stanford wechselte, ging Friederike Ernst mit, baute mit den Kolleginnen und Kollegen das Labor neu auf und führte erste beschleunigerbasierte Experimente durch.

Im August 2015 kam Tochter Klara zur Welt – eine Woche zuvor hatte Friederike Ernst noch im Labor gearbeitet, zwei Wochen später setzte sie bereits ihre Forschung fort: „Mein Mann und ich konnten uns die Zeit mit dem Baby teilen. Nach vier Monaten hatten wir eine Nanny und ab da haben wir beide wieder voll gearbeitet, das heißt Eltern-voll, also normale 40 Stunden“, beschreibt sie den Familienalltag.

Lebensmittelpunkt nach Hamburg verlagert

Jetzt hat die Familie ihren Lebensmittelpunkt nach Hamburg verlagert, Klara geht in die Kita und Ende Mai soll das zweite Kind zur Welt kommen. Friederike Ernst kann in der Gruppe von Prof. Alf Mews (Universität Hamburg) sofort mit ihren Experimenten an nanoskaligen Systemen beginnen. „Diese Materialien verfügen über bestimmte Zustände, die man zum Beispiel für Quantencomputer nutzen möchte. Dafür möchte man wissen, wie sie funktionieren, wann und wie schnell sie kaputt gehen“, erklärt sie die Bedeutung ihrer Arbeit.  Die weiteren Ziele? „Ja mal gucken“, sagt Friederike Ernst und lacht. Denn sie hält nichts von zu starren Ideen, wie eine Karriere zu laufen habe. Man solle sich lieber ein Richtung überlegen und „einfach machen“. Text: Adler